Kennst du Glycerit? So nennt man einen Auszug in Glycerin und diese Auszüge kannst du ganz wunderbar überall dort für deine Kosmetik einsetzen, wo normalerweise Glycerin verwendet wird. In diesem Basiswissen schauen wir uns ganz genau an, was Glycerite sind und wie du sie ganz einfach herstellst!
Was ist ein Glycerit?
Ein Glycerit ist ein Auszug von Pflanzenwirkstoffen in Glycerin.
Dabei werden die wasserlöslichen Wirkstoffe durch das Glycerin ausgezogen, das fertige Produkt wird Glycerit genannt.
Man kann sowohl frische, als auch getrocknete Kräuter und Lebensmittel ideal ausziehen und Glycerite sind eine tolle Bereicherung zu Ölauszügen und Tinkturen.
Eine Besonderheit dabei ist es auch, dass im Glycerit unter anderem der sekundäre Pflanzenwirkstoff Anthocyan gelöst wird, den wir zum Beispiel in Ölauszügen nicht haben, da er wasserlöslich ist. Auf gut Deutsch bedeutet das, dass du wunderbare färbige Glycerite herstellen kannst! Anthocyane sind nämlich die roten bis blau/violetten Farbstoffe!
Und Farbe bedeutet auch immer Wirkung, wie eine meiner ehemaligen Mentorinnen immer gesagt hat!
Gylcerite sind Pflanzenauszüge in Glycerin
Selbstkonservierende Eigenschaften von Glycerin
Mikroorganismen, die Produkte verunreinigen und zum Beispiel zu Schimmel führen, benötigen immer einen gewissen Wasseranteil um existieren und wachsen zu können.
Glycerin hat jedoch – genauso wie Honig – keinen Wasseranteil, wenn es in purer Form aufliegt.
Das bedeutet, dass Mikroorganismen aufgrund des fehlenden Wasseranteils nicht wachsen und gedeihen können – Honig und Glycerin haben also sogenannte selbstkonservierende Eigenschaften.
Warum ich dir das erzähle?
Weil es für die Herstellung unseres Glycerits wichtig ist, denn sobald wir Pflanzenmaterial dazugeben, kommt auch immer ein gewisser Wasseranteil hinzu. Dies müssen wir einfach wissen, um ein Glycerit herstellen zu können, welches auch stabil ist. 🙂
Glycerit mit Roter Rübe bzw. Roter Beete – du siehst, wie das Glycerin sofort anfängt, die Farbe und Wirkstoffe der roten Rübe auszuziehen!
So stellst du Glycerite her
Die Herstellung von Glyceriten ist absolut nicht schwer. Eigentlich ist es wie ein kalter Ölauszug.
Was du aber beachten musst ist die Konservierung!
Selbstkonservierendes Glycerit
Wie du im vorigen Absatz bereits gelesen hast, hat Glycerin selbstkonservierende Eigenschaften. Dies können wir uns zu Nutze machen, denn solange der Anteil an Glycerin hoch genug ist, müssen wir auch nicht extra konservieren.
Wie hoch genau der Anteil an Glycerin sein muss, da scheiden sich die Geister, allgemein wird aber angenommen, dass ein 70-75%iger Anteil an Glycerin ausreicht, um die selbstkonservierenden Eigenschaften übernehmen zu können.
Ich persönlich habe mich deshalb dazu entschlossen, dass ich immer mit einem Anteil von 80% Glycerin zu arbeiten, um auf Nummer sicher zu gehen!
Auch beider Gurke fängt der Prozess sofort an
Art des Pflanzenmaterials
Je nachdem welches Pflanzenmaterial du verwendest, kann es außerdem nötig sein, dass du einen kleinen Anteil an Wasser zugibst.
Dies hilft dem Glycerin dabei, die wasserlöslichen Wirkstoffe besser und schneller auszuziehen.
Hier habe ich dir eine kleine Übersicht erstellt:
100g Auszug mit frischem, wasserreichen Pflanzenmaterial/Lebensmittel
80 g Glycerin
20 g Pflanzenmaterial/Lebensmittel
100g Auszug mit frischem Pflanzenmaterial/Lebensmittel
80 g Glycerin
17 g Pflanzenmaterial/Lebensmittel
3 g destilliertes Wasser
100g Auszug mit getrocknetem Pflanzenmaterial/Lebensmittel
Falls du mit destilliertem Wasser arbeitest, so gib das abgewogene Wasser über die abgewogene Menge Pflanzenmaterial/Lebensmittel und lasse es für ein paar Minuten ziehen.
Übergieße das kleingeschnittene Pflanzenmaterial/Lebensmittel mit dem Glycerin
Verschließe den Deckel und stelle die Mischung an einen lichtgeschützten Ort mit Zimmertemperatur. Es muss nicht komplett dunkel sein, direktes Licht sollte aber vermieden werden.
Die Mischung lässt du nun 1-2 Wochen ziehen (siehe Übersicht unten) und filterst es dann ab.
Auszugszeit
Je nachdem, welches Pflanzenmaterial/Lebensmittel du verwendest sind die Auszugszeiten leicht unterschiedlich.
Getrocknete Kräuter oder Lebensmittel benötigen ca. 7-14 Tage, frische Lebensmittel 5-7 Tage und frische Kräuter 6-10 Tage.
Da das Glycerit durchaus dickflüssig ist, kann es zwischen einer und fünf Stunden dauern, bis dein Glycerit vollständig gefiltert ist.
Gurke nach Auszug
Rote Beete nach Auszug
Glycerit – Aufbewahrung & Haltbarkeit
Wenn du dein Glycerit abgefiltert und in eine saubere Flasche gefüllt hast, dann musst du es noch beschriften (verwendetes Pflanzenmaterial, Auszugsdatum).
Dein Glycerit solltest du dunkel und kühl lagern, es hält ungefähr 6 Monate.
Einsatzgebiet von Glyceriten
Glycerite kannst du, wie eingangs erwähnt, überall dort einsetzten, wo in Rezepten Glycerin steht.
In der Gesichtspflege verwende ich maximal 2-3% (einige verwenden bis zu 5%) und in der Körperpflege zum Beispiel bei Duschgel kann man den Glycerin/Glycerit-Anteil auf bis zu 35% erhöhen. Ich persönlich bleibe eher bei kleineren %-Anteilen, da ich das klebrige Gefühl nicht mag, welches entsteht, wenn Glycerin zu hoch dosiert ist.
Wie immer ist das aber Geschmackssache – probiere also ruhig aus, was du gerne magst!
Ich bin so glücklich mit den Glyceriten und freue mich schon, sie in Kosmetikprodukten zu verwenden
Und du?
Hast du schon Glyerite hergestellt? Wenn nicht, hilft dir dieser Artikel?
Hinterlass mir doch gerne einen Kommentar, ich freue mich!
Alles Liebe, Jules
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Hallo Julia, würde gerne ein Grapefruitkernextrakt herstellen, das muss wie ich gelesen habe mit Glycerin verdünnt werden deshalb meine Frage wie würde das genau funktionieren?
Habe viele Kapseln übrig und hab mir gedacht sie zu einem extrakt umzuwandeln und für meine Handcreme zu verwenden. Ich hoffe du kannst mir weiterhelfen.
was für Kapseln sind das denn? Sind das so mit Grapefruitkernextrakt-Pulver gefüllte Kapseln?
Dann würde ich vorgehen wie bei den „getrockenten“ Kräutern, denn Pulver kannst du auf jeden Fall auch ausziehen. Die Mengen passt du einfach an die Pulvermenge an.
Melde dich gerne, wenn du noch Fragen hast dazu! <3
Beate meint
Ich denke, die Glycerite, vor allem Rote, könnten gut in Lippenpflege eingesetzt werden, darauf bin ich gespannt.
julesmoody meint
Hallo Beate,
genau daran hab ich auch gedacht, als ich mein Rote Beete Glycerit angesetzt habe!
Entweder in der Lippenpflege oder einen leichten Rosa-Ton in der Creme… Ich hab schon vieeele Ideen damit!
Alles Liebe,
Jules
Ane meint
Hallo Jules,
welches Glycerin verwendest du denn? Das 86% oder 99,5%?
Grüße,
Ane
julesmoody meint
Hallo liebe Ane,
ich verwende 99% iges reines Glycerin – Pflanzlichen Ursprungs und BIO-Qualität 🙂
Alles Liebe,
Julia
Fanny Kattia Vílchez Hernández meint
Wenn ich selbst 100ml RosmarinHydrolat herstelle, wieviel Glycerin soll ich hinein geben
julesmoody meint
Hallo Fanny,
bei der Herstellung eines Hydrolats benötigst du gar kein Glycerin. Dies ist ein ganz eigener Vorgang. 🙂
Möchtest du ein Rosmarin-Glycerit herstellen, so hältst du dich an die Mengen für frisches Pflanzenmaterial.
Alles Liebe,
Julia
Alexandra Federa meint
Hallo Julia, würde gerne ein Grapefruitkernextrakt herstellen, das muss wie ich gelesen habe mit Glycerin verdünnt werden deshalb meine Frage wie würde das genau funktionieren?
Habe viele Kapseln übrig und hab mir gedacht sie zu einem extrakt umzuwandeln und für meine Handcreme zu verwenden. Ich hoffe du kannst mir weiterhelfen.
Danke und Liebe Grüße
Alexandra
julesmoody meint
Hallo liebe Alexandra,
was für Kapseln sind das denn? Sind das so mit Grapefruitkernextrakt-Pulver gefüllte Kapseln?
Dann würde ich vorgehen wie bei den „getrockenten“ Kräutern, denn Pulver kannst du auf jeden Fall auch ausziehen. Die Mengen passt du einfach an die Pulvermenge an.
Melde dich gerne, wenn du noch Fragen hast dazu! <3
Alles Liebe,
Julia
Heidi meint
Vielen Dank für die Anleitung Glycerite
julesmoody meint
Sehr gerne! 🙂