Basiswissen: So stellst du eine Tinktur her

Eine Tinktur ist ein wässriger Auszug aus frischen oder getrockneten Pflanzen, heutzutage zumeist in Alkohol. Wie genau du eine Tinktur mit Alkohol ansetzt, das zeige ich dir in diesem Beitrag.

Basiswissen Tinkturen

Tinkturen findest du sowohl in der Naturkosmetik als auch in der Volksheilkunde – die Herstellung ist in beiden Fällen gleich.

Ich zeige dir einen klassischen Auszug in Alkohol, es gibt aber auch Auszüge in Wein, in Essig oder auch mit heißem Wasser – weithin bekannt als Tee.

Das brauchst du für eine Tinktur

Für die Tinktur brauchst du nur 2 Rohstoffe und ein paar hilfreiche Utensilien:

Hilfreiche Utensilien:

  • Brett & Messer zum zerkleinern des Pflanzenmaterials
  • Glas mit breiter Öffnung & Deckel
  • Sieb oder Filter
  • Sauberes Fläschchen zum Abfüllen
  • Etiketten zur Beschriftung

Geeigneter Alkohol für deine Tinkturen

Um deine Tinkturen herzustellen, benötigst du klaren, unvergällten Alkohol wie Vodka, Ansatzkorn oder Weingeist.

Wichtig: Welche Vol% von Alkohol du verwendest, ist abhängig von den Wirkstoffen, die du konkret lösen möchtest.

Um es für den Anfang einfach zu halten, kannst du dich an die folgende Faustregel halten, auch wenn sie natürlich etwas ungenauer ist, als dich mit der Löslichkeit der einzelnen Inhaltsstoffe auseinanderzusetzen:

  • Blüten und Blätter: 30–55 Vol.%
  • Wurzeln/verholzte Teile: 55–70 Vol.%
  • Harze: 70–95 Vol.%

Möchtest du das Thema Inhaltsstoffe & Löslichkeiten vertiefen, dann empfehle ich dir meine Masterclass „Effektive Pflanzenauszüge“, in der wir genau auf die Inhaltsstoffe, deren Wirkung sowie die Löslichkeiten eingehen.

Möchtest du nicht nur das theoretische Wissen, sondern auch die Praxis, dann empfehle ich dir meinen Onlinekurs „Naturkosmetik für Anfänger“, in der die Masterclass als Bonus enthalten ist.

So stellst du die Tinktur her

Die Herstellung der Tinktur ist denkbar einfach und immer gleich, unabhängig vom Vol% des verwendeten Alkohols.

Und so geht’s:

Um die Tinktur herzustellen, schneidest oder reißt du die frischen Pflanzenteile in kleine Stücke. Achte hierbei darauf, dass du nur gesundes Pflanzenmaterial verwendest.

Umso feiner du das Pflanzenmaterial zerkleinerst, umso besser können die Inhaltsstoffe extrahiert werden.

Die klein geschnittenen Pflanzenteile gibst du nun in ein Glasgefäß mit breiter Öffnung und übergießt es mit dem Alkohol.

Frisch angesetzte Tinktur
Frisch angesetzte Tinktur

Anschließend verschließt du das Glas und lässt die Mischung 3-4 Wochen (1 Mondzyklus) verschlossen an einem dunklen und warmen Ort stehen.

Wichtig ist, dass du deinen Ansatz täglich 1x schwenkst. Dabei sollten alle Pflanzenteile gut mit Alkohol bedeckt bleiben.

Nach 3-4 Wochen seihst du die Tinktur noch ab und beschriftest sie mit Herstellungsdatum, verwendeter Pflanze (ggf. auch Pflanzenteil) und Vol% des Alkohols.

Die Lagerung sollte stets lichtgeschützt erfolgen.

Tinktur
Nach 3 bis 4 Wochen ist die Tinktur ganz dunkelgrün verfärbt – zur Lagerung lichtgeschützt aufbewahren. Beschriften nicht vergessen.

Verwendung von Tinkturen

Der Gebrauch von Auszügen aus Pflanzen lässt sich in der Zeit sehr weit zurück verfolgen. Während wässrige Auszüge bei allen Kulturen bekannt waren, wurden alkoholische Auszüge nachweislich erstmals im 13. Jahrhundert hergestellt.1

Seitdem sind sie aber nicht mehr wegzudenken: In der Volksheilkunde werden Tinkturen gerne eingenommen, manchmal auch auf der Haut verrieben.

In der Naturkosmetik kannst du Tinkturen zur Konservierung wasserhaltiger Kosmetik einsetzen oder einfach auch nur Wirkstoffe in deine Produkte miteinarbeiten.

Möchtest du deine Tinktur zur Konservierung deiner Kosmetik verwenden, empfehle ich dir den Rechner von Olionatura.

Haltbarkeit von Tinkturen

Der Alkoholgehalt deiner Tinktur bestimmt die Haltbarkeit.

So ist eine sehr niedrige Tinktur mit zB 20 Vol% nur wenige Monate haltbar, während deutlich höherprozentige Tinkturen auch ein Jahr oder länger halten.

Grundsätzlich geht man in Fachkreisen davon aus, dass der Wirkstoffgehalt nach einem Jahr zu sinken beginnt, ich schaue daher, dass ich meine Tinkturen innerhalb eines Jahres aufbrauche.

Häufige Fragen zu Tinkturen

Eine Tinktur ist ein „wässriger“ Auszug, früher gerne in Wein. Heute verstehen wir jedoch Auszüge in Alkohol darunter.

Tinkturen werden in der Volksheilkunde gerne innerlich und äußerlich angewendet. In der Naturkosmetik verwenden wir Tinkturen, um aktive Inhaltsstoffe aus Pflanzen in die Kosmetik einzuarbeiten oder auch zur Konservierung wasserhaltiger Kosmetik.

Die Herstellung ist denkbar einfach: Zerkleinere Pflanzenmaterial und übergieße es mit Alkohol. Diese Mischung lässt du verschlossen ca. 4 Wochen stehen und schwenkst es täglich. Danach filterst du die Tinktur ab und füllst sie in eine sterile Flasche ab. Beschriften nicht vergessen.

Tinkturen kannst du aus verschiedenen Pflanzenteilen wie zB Wurzeln, Blättern oder auch Blüten herstellen. Welchen Pflanzenteil du verwendest, kommt auf die jeweilige Pflanze und ihre Inhaltsstoffe an.

Obwohl wir heute unter einer Tinktur einen alkoholischen Auszug verstehen, gibt es auch Wein-, Essig-, oder Soletinkuren.

Benötigte Zutaten

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Und du?

Wie verwendest du Tinkturen? Hast du schon welche selbst gemacht? Wenn ja, welche Pflanzen ziehst du immer mit Alkohol aus? Und wozu verwendest du Tinkturen?

Hinterlass mir doch einen Kommentar – ich bin gespannt!

Alles Liebe,
Jules

Bitte beachte, dass ich meine Beiträge regelmäßig an meinen Wissensstand und an den aktuellen Stand der Wissenschaft anpasse. [Originalbeitrag 25.05.2018 | Letzte Überarbeitung 22.01.2024]

Quellen:

  1. https://www.apotheker.or.at/internet/oeak/NewsPresse.nsf/e02b9cd11265691ec1256a7d005209ee/9352f99691b878a2c12576cd005508e9?OpenDocument ↩︎

Bitte beachte: Die von mir zur Verfügung gestellten Informationen werden mit aller Sorgfalt zusammen getragen. Die Rezepte sind ausschließlich auf gesunder, intakter Haut anzuwenden und die Anwendung der Rezepte erfolgt auf eigene Verantwortung und Gefahr. Die vorgestellten Inhalte in Bezug auf Hautpflege, Hausmittel, ätherische Öle oder Heilkräuter ersetzen keinen Besuch beim Arzt! Bei  Schwangeren und Kindern sowie bei Vorerkrankungen vorab eine Anwendung oder Einnahme mit dem Arzt abklären.

In keinem Fall hafte ich oder mit mir verbundene Gesellschaften oder deren Inhaber/Angestellte für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder Verluste irgendwelcher Art. Eingeschlossen sind direkte, indirekte oder Folgeschäden.

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14 Kommentare

  1. Hallo Jules eine frage du hast oben erwähnt das man die Tinkturen auch mit Essig machen kann wie funkzioniert den das genau morgen ist Vollmond und ich habe brennesseln getrocknete und würde gerne eine Tinktur machen kannst du mit weiter helfen Liebe Grüsse Liran

    1. Hallo liebe Liran,

      für eine Tinktur mit Essig gehst du folgendermaßen vor:

      Verwende einen guten, naturtrüben und unpasteurisierten Bio-Apfelessig und gieße 1 Teil zerkleinertes Kraut oder Blüten mit 2 Teilen Essig auf. 1 Woche bei Raumtemperatur stehen lassen, danach abseihen und wie gewünscht verwenden.

      Alles Liebe,
      Jules

    2. Hallo,

      ich hätte eine Frage.
      Ich habe vor ca. 10 Tage ein paar Tinkturen angesetzt.
      Unter anderem mit der Teufelskralle (70%vol).
      Die Pflanzenteile wurden schnell weich und haben auf dem Boden festgeklebt. Da ich das Glas nicht aufmachen wollte um mit einem Löffel zu rühren (ich hatte Angst das es schimmelt) habe ich versuche es so gut es geht zu schütteln.
      Heute habe ich gesehen, dass auf manchen Pflanzenteilen etwas weißes ist und nach dem umrühren mit einem Löffel, ist eine dickflüssige milchige Schicht am Boden entstanden. (Getrennt vom Alkohol selbst nach schütteln)

      Ich mache Tinkturen zum ersten mal.
      Hört das sich nach Schimmel an oder sieht so die Zersetzung der Pflanzenteile aus?

      LG
      Luna

      1. Hallo liebe Luna,

        welche Teufelskralle hast du denn ausgezogen? Kugelige, ährige, afrikanische? War die Pflanze frisch oder getrocknet? Und welchen Pflanzenteil hast du angesetzt?

        Schick dir liebe Grüße,
        Julia

  2. Hallo,

    Tinkturen habe ich bis jetzt noch nicht gemacht, würde mich aber sehr interessieren da ich eine Mischhaut habe und mir auch gerne ein 2-Phasen-Gesichtsspray und auch ein eigenes Gesichtswasser herstellen würde.

    Wie lange ist eine fertige Tinktur ungefähr haltbar? Und merkt man hier auch wie bei Ölen wenn sie schlecht werden?

    LG, Tijana 🙂

    1. Hallo liebe Tijana,

      Tinkturen ab ca. 40-50 Vol% sind aufgrund des hohen Alkoholgehalts über mehrere Jahre hinweg haltbar. 🙂

      Also richtig „schlecht“ wird hochprozentiger Alkohol ja nicht, es verfliegt nach mehreren Jahren eher die Wirkung. Was dir allerdings passieren kann, wenn du nicht sorgfältig arbeitest ist, dass es dir zu schimmeln beginnt, gerade, wenn du zu niedrigerem Vol% greifst. Das merkst du dann aber am Aussehen 🙂 Obwohl auch das bei hochprozentigem Alkohol sehr selten vorkommt.

      Nimm einfach das Ablaufdatum, welches auf der Alkoholflasche steht als Maßstab, dann bist du auf der ganz sicheren Seite.

      Ich hoffe das hilft dir weiter!

      Alles Liebe,
      Jules

  3. Halli Hallo,
    ich habe ein Problem:
    Ich habe im Frühsommer mehrere Tinkturen angesetzt und nun stehen diese schon mindestens fünf Monate oder sogar noch länger. ich weiß nicht mehr genau wann ich sie angesetzt habe, meine Frage ist nun: Kann ich diese Tinktur noch verwenden wenn ich erst jetzt die Kräuter rausnehme ?
    Vielen Dank

    1. Hallo liebe Anne,

      hast du die Tinkturen schon abgefiltert?

      Ich würde sie einmal filtern und dann entscheiden, ob ich sie verwenden möchte oder nicht.

      Grundsätzlich sollte dies – insofern du sie regelmäßig geschüttelt hast und ordnungsgemäß gelagert hast, nichts tun. Es gibt ja auch trinkbare Alkohole, in denen was eingelegt ist und die mehrere Jahre halten.

      Alles Liebe,
      Julia

  4. Sehr interessant! Ich mache Auszüge auch bereits seit einiger Zeit. Meist zum Einnehmen oder einreiben.
    Ich frage mich allerdings gerade warum man Ölauszüge nicht direkt in die Sonne stelle, die mit Alkohol hingegen schon?Gibt es dafür einen Grund? Ich hab das bisher halt immer so gemacht weil man es so macht aber mich bisher noch nie gefragt warum.

    Danke und liebe grüße,
    Viktoria

    1. Hallo Viktoria,

      eine interessante Frage!

      Ich mache meine Ölauszüge im Wasserbad, da die Wärme den Auszug beschleunigt. Gleiches macht die Sonne, allerdings wollen wir das Öl vor der Sonneneinstrahlung also vor den UV-Strahlen schützen, dh wenn Sonne, dann nur dunkel und lichtgeschützt. Grund ist, dass das Öl sonst schneller ranzig wird.

      Eine Tinktur stelle ich nicht in die Sonne, sondern lasse es einfach neben der Kaffeemaschine stehen, lichtgeschützt, und schwenke es täglich.

      Früher hatte ich meine Tinkturen in der Sonne stehen, bin allerdings davon abgekommen, weil es der Alkohol schlicht nicht benötigt.

      Schick dir liebe Grüße,
      Julia

  5. Das ist eine tolle Homepage:-)
    Mich würde interessieren ob ich eine Tinktur wegschmeißen muss wenn ich sie vergessen habe abzuseihen.
    Vielen Dank und viele Grüße von Cindy.

    1. Hallo liebe Cindy,

      da höherprozentiger Alkohol ja konserviert, brauchst du dir keine Gedanken machen, wenn du die Tinktur nicht abgeseiht hast.

      Hol das gerne jetzt nach 🙂

      Einzig, wenn du eine Tinktur gemacht hättest mit einem super niedrigen Vol%, dann würde ich schauen, ob es mir eh nicht schimmelt, aber die meisten Tinkturen sind ja höherprozentig.

      Alles Liebe,
      Julia