Wurzeln graben für deine Naturkosmetik & Volksheilkunde

Vielen Menschen ist gar nicht bewusst wie viel Kraft in ihnen steckt – in Wurzeln. Die Wurzeln vieler Pflanzen sind ebenso kraftvoll und heilend wie ihre oberirdischen Triebe. Wie du Wurzeln gräbst, säuberst, einlagerst und verwenden kannst – all das zeige ich dir heute in diesem Beitrag!

Wurzeln graben für Naturkosmetik und Volksheilkunde

Wurzeln – die verborgenen Schätze der Erde

Das erste Mal habe ich bereits vor Jahren von der Kraft der Wurzeln gelesen, doch irgendwie hab ich mich da noch nicht drüber getraut.

Doch einige Jahre später, nachdem ich mich mit viel Literatur darüber eingedeckt und auch mit einigen erfahrenen Wurzel-Sammlern gesprochen hatte, habe ich es gewagt und war das erste mal Wurzeln ernten.

Und damit auch du auf diesen kraftvollen Schatz der Natur zurückgreifen kannst, zeige ich dir hier einiges an Basiswissen die Wurzel-Ernte betreffend!

Erntezeitpunkt

Für Wurzeln gibt es wichtige Erntezeitpunkte – von Spätsommer bis Allerheiligen bzw. Samhain und dann im Frühjahr, wenn der Schnee geschmolzen ist, bevor die Kraft der Pflanze wieder in die Blätter und Blüten aufsteigt.

Ich persönlich ernte aber am liebsten im Herbst und überlasse die Wurzeln dann wieder ganz der Pflanze, zumindest bis zum nächsten Herbst!

Für Wurzel-Neulinge eignet sich der Herbst auch besonders gut, da man hier noch das Grün der Pflanze erahnen kann und somit die Wurzel besser bestimmen kann.

Wie kommst du zu den Wurzeln?

Bevor wir zum „wie“ kommen, möchte ich dir etwas wichtiges ans Herz legen: Bitte achte beim Wurzel-Graben besonders darauf, dass du sie eventuell im eigenen Garten gräbst, wo du den Fortbestand der Gattung gut in Blick hast. Du weisst, wo was wächst und wie viel du ernten kannst.

In der freien Natur ist es aber schwieriger, wenn jeder von uns nur eine Wurzel ausgräbt, dann ist der Fortbestand einer Pflanze in einem Gebiet eventuell gefährdet, wenn dort ohnehin nicht viel wächst. Bitte überleg dir daher wirklich gut, was und wie viel du ernten möchtest!

Die Artenvielfalt steht über dem persönlichen Nutzen!

Auf keinen Fall solltest du alle Pflanzen an einem Ort entfernen, die Artenvielfalt muss um jeden Preis erhalten bleiben! Einige Pflanzen machen uns das auch besonders einfach. Der Beinwell zum Beispiel kann nächstes Jahr wiederkommen, wenn man einige Wurzelabschnitte wieder zurück in die Erde gibt.

Wurzeln graben für Naturkosmetik und Volksheilkunde
Eingelegte Nachtkerzen-Wurzel (Bild: Canva)

So gräbst du Wurzeln

So, nun aber zum wichtigen „wie“:

Generell solltest du dir über die Pflanze, die du ausgraben möchtest, Gedanken machen. Ist sie ein Tief-, Flach- oder Herzwurzler? Je nachdem musst du nämlich oberflächlich in der Breite graben oder sehr tief hinunter.

Der Löwenzahn zum Beispiel hat sehr starke, tiefe Wurzeln, bei denen man schon ganz schön Graben darf!

Wenn du weisst, welche Art von Wurzelsystem du ausgraben wirst, nimmst du ein kleines Grabewerkzeug (traditionell wird wurde ein kleines Geweih verwendet) und lockerst die Erde rundherum und beginnst die Wurzel freizulegen.

Schlussendlich hebelt man die Wurzel dann aus der Erde und transportiert sie in einem Korb oder in einer Leinentasche nach Hause.

Reinigen & Säubern

Grobe Erde putze ich bereits am Grabungsort ab. Zuhause wasche ich die Wurzeln dann vorsichtig unter lauwarmen Wasser ab und reinige sie mit einer Gemüsebürste.

Trocknen

Der Haltbarkeit wegen werden Wurzeln oft getrocknet, bevor sie verwendet werden.

Das Trocknen selbst ist ganz einfach: Man schneidet die Wurzel in kleine Stücke oder Scheiben und lässt diese in einem Kräutertrockner, Sieb oder einem alten Leintuch/Stofftuch trocknen.

Generell solltest du darauf achten, dass die Trocknung schnell vorangeht um Schimmel zu vermeiden. Nutze warme, trockene Räume eventuell in der Nähe einer Wärmequelle wie einem Heizkörper oder Ofen. Nur nicht bitte zu heiß werden lassen, da sonst wertvolle Inhaltsstoffe zerstört werden können.

Wurzeln aufbewahren

Wenn die Wurzeln getrocknet sind, solltest du sie trocken und lichtgeschützt aufbewahren. Ich verwende gerne Schraubgläser dazu und verwahre diese dunkel auf. Du kannst aber gerne auch zu kleinen Kartons oder Leinenbeuteln greifen.

Wichtig ist es jedoch in jedem Fall dein wertvolles Gut zu beschriften, damit du immer weisst, was sich darin befindet und wann du es gesammelt hast!

Getrocknete Wurzeln sind ca. 1-2 Jahre haltbar (manche auch länger).

Wurzeln graben für Naturkosmetik und Volksheilkunde
Zur Aufbewahrung werden Wurzeln gereinigt, in kleine Stücke geschnitten und getrocknet oder als Tinktur oder Ölauszug weiter verarbeitet (Bild: Canva)

Anwendungsmöglichkeiten für Wurzeln

Wurzeln werden gerne für Wurzelteemischungen, Ölauszüge und Tinkturen herangezogen oder aber auch zum Räuchern verwendet. Welche Auszugsmethode die geeignete ist, kommt immer auf die Inhaltsstoffe der jeweiligen Wurzel und auf den geplanten Einsatz-Zweck an.

Wurzel-Tinktur herstellen

Möchtest du eine Tinktur aus Wurzeln machen, so gehst du so vor:

Frische, klein geschnittene Wurzelstücke in Alkohol (50-70 Vol%) einlegen. Dazu ca. ein Drittel eines weithalsigen Glases mit Wurzelstücken füllen und dann den Rest mit Alkohol auffüllen und gut verschließen.

4 Wochen ziehen lassen und täglich schütteln.

Nach der Zieh-Zeit durch einen Kaffeefilter abfiltern und die Tinktur in einem dunklen Fläschchen aufbewahren.

Ölauszug mit Wurzeln herstellen

Beim Ölauszug gehst du genauso wie bei der Tinktur vor: Du reinigst die Wurzel und schneidest sie in kleine Stücke. Diese kannst du trocknen und danach in Öl ausziehen oder die Wurzeln direkt in einem Warmauszug ausziehen.

Dieses Öl kannst du danach weiterverarbeiten in einen Balsam oder eine Creme oder du verwendest das Öl pur.

Buchtipp zum Vertiefen

Ein besonders schönes Buch, das gut in die Wurzelkunde einführt ist „Die Kraft der Wurzeln – verborgene Schätze unserer Heilfplanzen“ von Simone Schalk.

Dort werden nicht nur Wurzelportraits von verschiedenen Pflanzen vorgestellt, sondern es gibt auch zahlreiche Rezepte und Tipps zu Beschwerden wie Durchfall, Erkältung, Husten, Unruhe,…

Ein sehr schönes Buch und ideal für Einsteiger geeignet!

Wurzeln graben für Naturkosmetik und Volksheilkunde
Wurzel der wilden Karde (Bild: Canva)

Und du?

Hast du schon einmal mit Wurzeln gearbeitet? Wenn ja, wie verwendest du sie? Wenn nein, planst du dich dem Thema zu nähern?

Hinterlass mir einen Kommentar, ich bin gespannt!

Alles Liebe,
Julia

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10 Kommentare

  1. Ein schöner Beitrag. Bislang habe ich nur Löwenzahn-, Beinwell-, Kletten-, und Brennnesselwurzeln gesammelt. Letztere waren ganz einfach zu sammeln, einfach die Pflanze rausziehen. Aber der Rest war echt mühsam zu graben. In der freien Natur ist das Erdreich ja auch recht fest und teilweise auch lehmig-schwer… :/ Aber es macht ja Spaß, ich mach das gerne 🙂

    1. Hallo Sabrina!

      Ja, ein bisschen ‚Knochenarbeit‘ ist es, aber Wurzeln sind so wertvoll, das darf ruhig schwer sein finde ich.

      Alles Liebe,
      Jules

  2. Hallo Jules – meine Männer dürften heute auf den steilen Alpwiesen gelbe Enzianwurzeln graben. Was für in Erlebnis! Und was für ein starker, Heiliger Duft der Wurzeln. Nun geht die Weiterverarbeitung los zum Schnaps! Wir sind gespannt! Ich für meinen Teil werde eine Tinktur ansetzen sowie Wurzelstücke trocknen! Danke für deine schönen Berichte.

    1. Liebe Kathrin,

      es freut mich, dass dir meine Berichte gefallen!

      Aber zum Enzian – dieser steht doch unter Naturschutz? Das muss unbedingt respektiert werden, Artenschutz geht vor! Oder hast du eine Ausnahmegenehmigung?

      Alles Liebe,
      Jules

    1. Hallo Silvia,

      das ist ein toller Tipp, einfach, praktisch, gut für die Artenvielfalt, da du nicht auf Wildpflanzen zurück greifst! Top! ❤

      Danke für den tollen Input!

      Alles Liebe,
      Jules

  3. Also ein Wurzelsammler wird aus mir wahrscheinlich im nächsten Leben nicht 😀
    Das haben übrigens auch beide Kräuterpädagoginnen gesagt, mit denwn ich schon Naturspaziergänge hatte, es scheinen also viele nicht zu mögen.
    Die einzigen Wurzeln die ich – gezwungenermaßen – sammle, sind Löwenzahnwurzeln, wenn ich die auf meiner Terasse ausgrabe.
    Das graben liegt mir nicht, auch nicht due geringe Ausbeute und dass ich mir schon im Sommer den Ort merken muss.
    Ich verwende Wurzeln aber durchaus, bestelle diese aber online.
    Ich habe allerdings ein riesiges Klettenfeld entdeckt – vielleicht wage ich mich, wenn sie verblüht sind, doch da ran. Da ist die Gier dann wohl doch zu groß 😀

    1. Liebe Martina,

      danke für deinen tollen Kommentar! Berichte dann doch ob du es zu den Klettenwurzeln geschafft hast!

      Alles Liebe,
      Jules

  4. Liebe Jules,
    Wurzeln wie der Löwenzahn verarbeite ich mit einer Kräutermühle zu einem Pulver. Das lässt sich wunderbar zum Würzen verwenden. Wir sind nicht so sehr Teetrinker. Deshalb als Pulver kann man es vielfältig verwenden.