Pflanzenwissen: Fichtenwipfel (Picea abies)

Fichtenwipfel – auch Fichtenwipferl oder Maiwipferl genannt – sind wunderbarer für die Erkältungszeit, doch auch für tiefe Entspannung und stabilen Nerven kannst du die Fichtennadeln ideal einsetzen.

Fichtenwipfel Fichtenwipferl Maiwipferl

Fichte – Picea abies

Bei uns ist die Fichte als Fichte bekannt, doch vielerorts wird sie im Volksnamen auch Rottanne genannt.

Der zur Familie der Föhrengewächse gehörende Baum ist seit langer Zeit in ganz Europa heimisch. Ursprünglich war sie im Mittel- und Hochgebirge angesiedelt.

Fichtenwipfel Fichtenwipferl Maiwipferl

Inhaltsstoffe der Fichte

Die Fichte enthält unter anderem die folgenden Inhaltsstoffe(1):

  • Ätherische Öle
  • Harz
  • Pinen
  • Picein
  • Gerbstoffe
  • Vitamin C

Eigenschaften der Fichtenwipfel

Volksheilkundlich werden im Frühjahr (April/Mai) vor allem die jungen Fichtenwipfel gesammelt.

Wichtig: Die Fichtenwipfel bitte immer in Kleinstmengen sammeln und immer nur seitlich von den unteren Trieben wegnehmen – niemals an der Spitze. Auch nicht zu viele Triebspitzen von einem Ast sammeln, sondern wirklich sehr sparsam vorgehen. Da es mancherorts untersagt ist Fichtenwipfel zu sammeln, bitte mit dem Förster absprechen oder recherchieren.

Fichtenwipfel Fichtenwipferl Maiwipferl
Sammeln immer nur dort, wo es erlaubt ist, in Kleinstmengen und immer nur an den unteren Ästen

Körperliche Wirkung der Fichtenwipfel

So wirkt die Fichte unter anderem(2)

  • durchblutungsfördernd
  • hustenstillend
  • schleimlösend
  • entzündungshemmend
  • hautreizend
  • entschlackend
  • antibakteriell
  • allgemein stärkend

Fichtenwipfel finden wegen der stark schleimlösenden und desinfizierenden Wirkung vor allem Anwendung bei Erkältungen, Halsschmerzen und eitrigen Atemwegserkrankungen.

Tipp von der Kräuterpädagogin: Keine Anwendung bei Asthma oder Keuchhusten, da die stark schleimlösende Wirkung die Hustenkrämpfe verstärken kann!

Seelische Wirkung der Fichtenwipfel

Während die Fichte körperlich hauptsächlich bei Hustenkrankheiten eingesetzt wird, können wir sie auch im übertragenen Sinne zum „Durchatmen“ verwenden: Wenn wir viel Stress haben, angespannt sind und unter Druck stehen, können uns die ätherischen Öle der Fichte dabei unterstützen zu entspannen, unsere Nerven zu beruhigen und psychisch stabil zu bleiben/werden.(3)

Besonders schön finde ich auch diesen Auszug aus Renato Strassmanns Buch „Baumheilkunde: Heilkraft, Mythos und Magie der Bäume“:

Erschöpft und unruhig setze ich mich an den Fuß der Fichte, lehne meinen Rücken an ihren Stamm und spüre durch meine Kleider hindurch die Unebenheit der Rinde.

Bald durchströmt eine angenehme Wärme meinen Körper. Sie umhüllt mich und führt mich langsam zur Ruhe hin. Die Erschöpfung verlässt meinen Körper. Etwas in mir richtet meinen Rücken auf. Die Wirbelsäule reckt sich, alles in mir beginnt sich zu dehnen und zu strecken. […]

Gestärkt und erholt löse ich mich allmählich aus der Umarmung der Fichte. Ihre Zielstrebigkeit ist ein Teil von mir geworden. So verabschiede ich mich dankend von der Fichte.

– Renato Strassmann

Volksheilkundliche Verwendung der Fichtenwipfel

Aus den Trieben kann man Fichtenwipfelsaft, -sirup oder -honig herstellen, einen Tee ansetzen oder eine Tinktur herstellen. Die Zweige kann man in Wohnräumen auflegen, sie reinigen die Luft, deshalb finden Fichtenwipfel oft Anwendung in Desinfektionsmitteln und Raumsprays.(4)

Mit dem Harz der Fichte kann man gut räuchern und das Öl wird neben Erkältungen und Atemwegsbeschwerden auch bei Fieber, Muskel- und Rheumaschmerzen sowie als Badezusatz (Maiwipferlbad) verwendet, es reinigt die Atemwege und regt die Haut an.(4)

Äußerlich können die jungen Triebe lt. Renato Strassmann auch bei Ekzemen, Flechten, Akne sowie bei neuralgischen Entzündungen und Schmerzen eingesetzt werden.

Junge Triebe von der Fichte

Volksglauben

In den alten Zeiten wurden die frischen Zeige in Alkohol eingelegt und dienten zum Einreiben als Mittel gegen Hexenschuss, rheumatischen Beschwerden, Erkältungskrankheiten und Verletzungen.(4)

Das Harz wurde als Pflaster bei Verletzungen verwendet oder als „Kaugummi“ zur Reinigung der Zähne.(4)

Und du?

Verwendest du die Fichtenwipfel in deiner Volksheilkunde oder Naturkosmetik?

Hinterlass mir einen Kommentar – ich bin gespannt!

Alles Liebe,
Julia

Quellen:
(1) Strassmann, Renato: Baumheilkunde. Linz: Freya Verlag, 2015, S. 177-185
(2) Hirsch Siegrid, Grünberger Felix: Die Kräuter in meinem Garten. Linz: Freya Verlag, 22. Auflage 2018, S. 226-229
(3) Ausbildung Intensivlehrgang Pflanzenbotschaften, 2021
(4) Tipps von Kräuterpädagogin Susi von „Sasu – natürlich handgefertigt“
Bilder: Canva

Bitte beachte: Die von mir zur Verfügung gestellten Informationen werden mit aller Sorgfalt zusammen getragen. Die Rezepte sind ausschließlich auf gesunder, intakter Haut anzuwenden und die Anwendung der Rezepte erfolgt auf eigene Verantwortung und Gefahr. Die vorgestellten Inhalte in Bezug auf Hautpflege, Hausmittel, ätherische Öle oder Heilkräuter ersetzen keinen Besuch beim Arzt! Bei  Schwangeren und Kindern sowie bei Vorerkrankungen vorab eine Anwendung oder Einnahme mit dem Arzt abklären.

In keinem Fall hafte ich oder mit mir verbundene Gesellschaften oder deren Inhaber/Angestellte für Personen-, Sach- und Vermögensschäden oder Verluste irgendwelcher Art. Eingeschlossen sind direkte, indirekte oder Folgeschäden.

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7 Kommentare

  1. Hallo, ich bin wirklich froh, dass ich deinen Blog entdeckt habe…tolle interessante Dinge gibts hier zu entdecken. Und die Reihe über das Kräuterwissen ist super interessant. Ich komme wieder.

    Ganz herzliche Grüße Anke

    1. Hallo M.,

      in Österreich stehen Pilze, Beeren und sonstiges Waldobst grundsätzlich im Eigentum des Waldeigentümers.

      Wenn aber der Waldeigentümer das Sammeln von Pilzen oder Waldfrüchten nicht ausdrücklich (etwa durch Hinweistafeln) untersagt, beschränkt oder hiefür ein Entgelt verlangt, ist das Aneignen von Pilzen und Früchten zivilrechtlich zulässig und entgeltfrei.

      Quelle und weiterführende Hinweise: https://www.bmnt.gv.at/forst/wald-gesellschaft/verhalten_wald/pilzewald.html

      Dass beim Sammeln Vorsicht geboten ist und man nur ganz wenig pro Baum entnehmen sollte, nämlich das, was man tatsächlich braucht, ist selbstverständlich.

      Alles Liebe,
      Jules

    1. Hallo Doris,

      hautreizend bedeutet, dass es die Haut anregt und in zu hoher Dosierung dann eben auch wirklich reizend sein kann für die Haut. Dies ist bei sehr vielen Pflanzen und auch ätherischen Ölen der Fall – wie immer macht die Dosierung das Gift. 😉

      Alles Liebe,
      Julia